Jede und jeder ist ein Planungsexperte. Sie auch?

Fortsetzungsgeschichte: Was passiert gerade am Römerhof? Die über 100-jährigen Wasser- und Abwasserkanäle im Bereich Klosbach-, Asyl- und Freiestrasse sind dringend sanierungsbedürftig. Deshalb die Baustelle am Römerhof.

Eigentlich wollte die Stadt alles miteinander erneuern: die Kanalisation, die Leitungen, die abgefahrenen Tramschienen, die Weichen und die Verlängerungen und Begradigung der Tramhaltestellen. Damit könnten endlich längere Trams eingesetzt werden. Leider kann das sinnvoll Geplante nicht umgesetzt werden. Eine Einsprache gegen die Neugestaltung des Römerhofs verhindert eine gemeinsame Baustelle für alle Arbeiten. Stattdessen müssen die Strasse, das Trottoir und die Traminseln nun zweimal aufgerissen werden. Sehr ärgerlich!

Was hört man da noch Interessantes: die SP, der VCS und der Quartierverein Riesbach sind gegen den Veloweg Utoquai. Das gibt es doch nicht! Kann mir das mal jemand erklären? Dazu muss man wissen, dass es für Velos Haupt- und Komfortrouten gibt. Der neugeplante Veloweg am Utoquai jedoch ist weder Fisch noch Vogel. Komfortrouten, in zwei Richtungen, sogenannte Zweirichtungsradwege, sollten ca. 4 m breit sein, um ein entspanntes Fahren in beide Richtungen auch für Kinder und Ungeübte zu ermöglichen. Dafür wäre das Seebecken zwischen Tiefenbrunnen und Saffa-Insel sehr geeignet. Der bemängelte Veloweg weist jedoch nur eine Breite von 2,5 m bis 3,4 m auf.

Hauptrouten sind für routinierte Velofahrer/innen und für Berufspendler/innen vorgesehen und sollen ein zügiges Vorankommen garantieren. Aber da hapert es beim geplanten Veloweg. Die Pflästerung führt zu einem reduzierten Tempo, was für eine Hauptroute ärgerlich ist. Der Veloweg führt teilweise ungesichert parallel der stark befahrenen Bellerivestrasse entlang und ist dort viel zu schmal, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Die Hecke zwischen Strasse und Quaianlage kommt weg. Die Route führt durch das Restaurant Pumpstation. Ein Konflikt mit Gästen und Biergläsern ist vorprogrammiert. Der Veloweg führt zu nahe an den Zebrastreifen vorbei, wo die die queren wollen, am Lichtsignal warten. Auch das wird rasch zu Konflikten führen.

Dabei wäre es doch so einfach: ein gemütlicher Veloweg würde dem See nach führen, schön getrennt von den Zufussgehenden. Denn auch Fussgängerinnen und Fussgänger haben ein Recht auf ihren Raum, der auch zum Schlendern einladen soll. Und für den schnellen Hauptveloweg auf der Bellerivestrasse wird eine Autospur umgenutzt. Gerechterweise muss ich sagen, dass vom Opernhaus bis zum Bellevue entlang dem Sächsilüüte-Platz ein erster, kleiner Abschnitt eines Hauptveloweges für schnelle Velofahrende realisiert worden ist.

Gut ausgebaute Velowege haben viele Vorteile. Die Strassen und die Trottoirs werden entlastet. Es gibt weniger Abgas und Lärm, aber mehr Bewegung und Freude am Velofahren. Dafür haben wir Zürcherinnen und Zürcher doch diesen Velokredit gesprochen, oder!